preGvent- Personalisierte Prävention und Gesundheitsförderung für Gravidität und Geburt mithilfe neuer digitaler Technologien
Bisher findet die Schwangerschaftsvorsorge in Deutschland trotz großer Erfolgsgeschichte keine zufriedenstellenden Lösungen für Probleme wie eine hohe Frühgeburten- und Kaiserschnittrate, die hohe Adipositasprävalenz bei Müttern oder psychosoziale Belastungen im Übergang zur Mutterschaft.
Ansprechperson
Dr. Barbara Filsinger, MSc
Frauenklinik der Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Tel: +49 (0) 621 383 1821
Zur Reduktion dieser Komplikationen ist es essenziell, möglichst früh in der Schwangerschaft -als einem für die Prävention epigenetisch bedeutsamen Zeitraum- mit gesundheitsfördernden Interventionen zu beginnen. Die Mutterschaftsrichtlinie, die bisher weitgehend einem „One size fits all“-Konzept folgt und sich überwiegend auf das Erkennen von Risiken fokussiert, bietet bis heute keine umfassenden Lösungsansätze hierfür.
Zielsetzung
Ziel von Healthy Birth ist daher die Optimierung der Schwangerschaftsvorsorge durch Aspekte der familiären Gesundheitsförderung und Prävention. Dies kann nach unserer Einschätzung nur durch eine ganzheitliche Betrachtung der Schwangerschaft und Geburt auf biologischer, psychologischer und sozialer Ebene geschehen. Dabei stellen wir die Steigerung der Gesundheitskompetenz und der Selbstwirksamkeit von werdenden Müttern in den Vordergrund. Zur Reduktion des Präventionsdilemmas werden digitale Anwendungen (Smartphone-App, Videogespräche) verwendet, um die Schwangerschaftsbegleitung möglichst niederschwellig verfügbar zu machen. Um auch werdende Mütter mit eingeschränkten Deutschkenntnissen zu erreichen, gibt es als erstes fremdsprachliches Modul die Informationen der App in arabischer Sprache sowie muttersprachliche Schwangerschaftsbegleiterinnen.
Vorgehensweise
„preGvent“ ist eine randomisierte, kontrollierte Pilotstudie über den Einfluss einer individualisierten Schwangerschaftsbegleitung mit Unterstützung digitaler Technologien auf Schwangerschaftsverlauf, Geburt und Mutter-Kind-Bindung. Die Begleitung erfolgt zusätzlich zur konventionellen Schwangerschaftsvorsorge.
Die Teilnehmerinnen der Interventionsgruppe erhalten über eine App regelmäßig individualisierte Informationen über bio-psycho-sozialen Themen zu Schwangerschaft, Geburt und Familie. Eine speziell geschulte Hebamme bzw. Medizinische:r Fachangestellte:r wird ihnen als persönliche Schwangerschaftsbegleiter:in zur Seite gestellt, um Hilfestellung bei der Beseitigung schädlicher Einflüsse und Überwindung aversiver Verhaltensweisen zu geben und frühzeitig persönliche professionelle Betreuung im Bedarfsfall sicherzustellen. Dies beinhaltet neben der Möglichkeit, Fragen über einen Chat zu stellen, auch regelmäßige videogestützte Einzelgespräche. Bei Bedarf vermitteln die Schwangerschaftsbegleiter:innen den Kontakt zu regionalen Unterstützungsangeboten. Bei medizinisch-psychologischen Fragestellungen erhalten die Teilnehmerinnen der Interventionsgruppe im Bedarfsfall telemedizinische Beratung durch eine Ärztin und/oder Psychologin. Die Kontrollgruppe erhält ein „treatment as usual“. Über die App werden hier lediglich die Evaluationsfragebögen übermittelt und die Vitaldaten erfasst.
Geplante und bereits etablierte Kooperationen
Die Studie preGvent ist als erstes Pilotprojekt dieser Art geplant. Nach Erprobung der Machbarkeit und der Anwendbarkeit des entwickelten Tools (App mit persönlicher Schwangerschaftsbegleitung) ist eine Multicenterstudie an mehreren Hochschulstandorten in Baden-Württemberg geplant.
(Zwischen-)Ergebnisse
Zu Beginn wurden die Mitarbeiterinnen (Hebammen, Ärztinnen, MFAs, Psychologin) für das Projekt rekrutiert. Gemeinsam entwickelte, gestaltete und implementierte das Team die App in Kooperation mit der Firma BuddyHealthcare als zugelassene digitale Gesundheitsanwendung. Ein positives Ethikvotum lag im Dezember 2021 vor. Alle Schwangerschaftsbegleiterinnen wurden umfassend für die Schwangerschaftsbegleitung inhaltlich und in Kommunikationsmethoden (Motivational Interviewing) geschult. Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit (Logo, Flyer, Plakate) wurden erstellt und Kontakte für die Probandinnenrekrutierung zu den niedergelassenen Gynäkolog:innen sowie den Schwangerschaftsberatungsstellen der Stadt Mannheim hergestellt. Anfang Januar 2022 wurde mit dem Einschluss der ersten Studienteilnehmerinnen begonnen.