Besuch der Wissenschaftsministerin Petra Olschowski beim Kompetenznetzwerk Präventivmedizin Baden-Württemberg
Kontakt
Dr. Birgit Kramer
Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Abteilung Public Health, Sozial und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Zum Ende des letzten Jahres haben wir uns beim Kompetenznetzwerk Präventivmedizin über besonderen Besuch gefreut. Die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Petra Olschowski hat uns am Standort Mannheim besucht. In Vorträgen und Gesprächen haben wir über die wichtige Rolle diskutiert, die Prävention und Gesundheitsförderung für die Menschen in Baden-Württemberg spielen.
Anlass des Besuchs der Ministerin war der Fachtag Forum Gesundheitsstandort des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK-BW) am 5. Dezember in Mannheim. Die Veranstaltung unter dem Motto „Prävention BWusst machen. Wir forschen für (mehr) Gesundheit!“ war Teil der 6. Jahresveranstaltung des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg und wurde durch unser Kompetenznetzwerk Präventivmedizin Baden-Württemberg (KNPM-BW) ausgerichtet. Im Rahmen des Fachtages haben wir innovative Ansätze der Präventionsforschung präsentiert und gemeinsam darüber gesprochen, wie wir den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis stärken können.
V.l.n.r.: Prof. Dr. Till Bärnighausen, Universitätsklinikum Heidelberg, Prof. Dr. Claudia Denkinger, Universitätsklinikum Heidelberg, Prof. Dr. Stefanie Joos, Universitätsklinikum Tübingen, Prof. Dr. Andy Maun, Universitätsklinikum Freiburg, Prof. Dr. Falko Sniehotta, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Ministerin für Wissenschaft, Forschung Kunst Petra Olschowski, Prof. Dr. Sergij Goerdt, Dekan der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Professor Dr. med. Hans-Jürgen Hennes, Medizinischer Geschäftsführer des Universitätsklinikums Mannheim, Prof. Dr. Vera Araújo-Soares, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Dr. Susanne Kobel, Universitätsklinikum Ulm

Präventionsforschung als Schlüssel für ein gesünderes Baden-Württemberg
Das Kompetenznetzwerk Präventivmedizin Baden-Württemberg vereint die Expertise von Forschenden aller fünf Medizinischen Fakultäten des Landes (Mannheim, Freiburg, Heidelberg, Tübingen, Ulm). Mit unserer transformativ ausgerichteten Präventionsforschung leisten wir im Netzwerk einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung Baden-Württembergs als Wissenschafts- und Gesundheitsstandort. Der Fachtag bot uns die Gelegenheit, die Arbeit unserer Forschenden der Ministerin Petra Olschowski persönlich vorzustellen. Begrüßt wurde die Ministerin von Professor Dr. Sergij Goerdt, Dekan der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, und von Professor Dr. Falko Sniehotta, Sprecher des KNPM-BW. Professor Goerdt betonte die Bedeutung von Prävention: „Präventionsmaßnahmen können neben dem Gewinn für die Gesundheit der Bevölkerung auch helfen, Kosten in der Gesundheitsversorgung einzusparen. Wir danken insbesondere der Frau Ministerin und dem MWK, dass Sie die präventivmedizinische Forschung mit der Finanzierung des Kompetenznetzwerk Präventivmedizin Baden-Württemberg unterstützen.“ Prof. Sniehotta unterstrich die Stärke des KNPM-BW: „Hier ist etwas Besonderes am Entstehen. Es ist sehr wertvoll, mit Kolleginnen von fünf Standorten zusammenzuarbeiten und zu wissen, dass die Landespolitik uns dabei unterstützt.“
Spannende Einblicke in Forschung und Praxis
In kurzen Vorträgen wurden im Anschluss das KNPM-BW und die aktuellen Forschungsprojekte unter Leitung der fünf Standorte vorgestellt.
Prof. Dr. Falko Sniehotta (Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg) erläuterte, wie die Zusammenarbeit der fünf Fakultäten Ressourcen bündelt und die Prävention in Baden-Württemberg sichtbar macht. Diese enge Kooperation biete ein enormes Potenzial, bekannte Probleme zu lösen und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. Besonders wichtig sei die Einbindung der Bevölkerung und außeruniversitäre Partnerschaften, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die sowohl von der Praxis als auch der Bevölkerung angenommen werden. Danach skizzierte er, wie der Hitzeschutz in BW durch wissenschaftliche Evaluationen evidenzbasiert und effizienter werden kann. Zudem stellte er vor, wie die präventive Versorgung Schwangerer durch Netzwerkbildung und Evidenzgenerierung optimiert werden kann.
Dr. Susanne Kobel (Universitätsklinikum Ulm) hob die Bedeutung von Prävention im Vorschulalter und eines Fokus auf die physische und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hervor. Die Pandemie hat die psychische Belastung dieser Zielgruppe verschärft. Durch effektive Gesundheitsförderung und Prävention in Kindertagesstätten soll dem frühzeitig entgegengewirkt werden. Vor allem möchte das Team aus Ulm eine größere Berücksichtigung von psychischer Gesundheit in präventiven Maßnahmen erreichen.
Prof. Dr. Andy Maun (Universitätsklinikum Freiburg) zeigte, wie in Freiburg mit der Tala-med Cardio App evidenzbasierte und niederschwellige Interventionen zur Förderung eines gesunden Lebensstils entwickelt werden. Smartphones als Plattform können es ermöglichen, unterschiedlichste Zielgruppen mit innovativen Ansätzen zu adressieren. Um das zu erreichen, ist die App leicht verständlich, kostenfrei und unter anderem in sechs Sprachen verfügbar. Ein Ziel des Projektes ist es außerdem, digitale Präventionsprogramme in die Routineversorgung in Hausarztpraxen zu integrieren.
Prof.in Dr. Claudia Denkinger (Universitätsklinikum Heidelberg) berichtete von der Entwicklung eines widerstandsfähigen, wissenschaftlich fundierten Ökosystems für die öffentliche Gesundheit. Ziel ist es, schnelle und anpassungsfähige Reaktionen auf neue Krankheitserreger, aber auch klimasenseible Krankheiten zu ermöglichen. Das soll u.a. durch die Zusammenarbeit mit Interessensgruppen oder auch der Entwicklung und Evaluation von evidenzbasierten Maßnahmen passieren.
Prof.in Dr. Stefanie Joos (Universitätsklinikum Tübingen) betonte die Bedeutung von Kommunen und dem öffentlichen Gesundheitsdienst in der Prävention. Deren Präventionsangebote sind jedoch oft nicht standardisiert und sehr heterogen. Die Vision ihres Teams ist daher unter anderem die Stärkung der Datenbasierung, um Bedarfen in der Bevölkerung zu identifizieren. Zudem werden bestehende Maßnahmen identifiziert und evaluiert, um best-practice Beispiele zu finden und auszuweiten.
Was braucht es für erfolgreiche Prävention?
Nach den Vorträgen tauschten sich Prof. Dr. Andy Maun, Prof. Dr. Till Bärnighausen (Universitätsklinikum Heidelberg), Prof. in Stefanie Joos und Janine Wendt (Universitätsklinikum Ulm, Vertretung der Early Career Researcher im Netzwerk) mit der Ministerin in einer Diskussion darüber aus, was es braucht, um Gesundheitsförderung und Prävention in Baden-Württemberg zu stärken. Prof. Maun betonte, wie wichtig interdisziplinäre und alltagsnahe Forschung ist: „Wir müssen uns in das Feld bewegen, in dem wir wirken wollen.“ Ministerin Petra Olschowski hob hervor, dass Prävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist: „Prävention muss richtig kommuniziert werden, damit sie selbstverständlich wird. Evidenzen sind dabei ein Schlüsselpunkt.“
Ein Kern der Diskussion waren die vielen Potentiale, die sich durch evidenzbasierte und effektive Prävention bieten. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass dafür noch mehr Rückhalt in der Bevölkerung notwendig ist. Hier müssen Forschung, Politik und Praxis zusammenarbeiten, um Wissen um und Verständnis für präventive Maßnahmen zu stärken.
Wissenschaft erleben: Science Walk und Mobile Forschungseinheit
Nach den wissenschaftlichen Beiträgen verlegte sich die Veranstaltung in die Räumlichkeiten des Zentrums für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit. Bei einer Führung durch die Abteilungen „Grundlagen der Allgemeinmedizin“, „Prävention Kardiovaskulärer und Metabolischer Erkrankungen“ und „Public Health, Sozial- und Präventivmedizin“ konnte die Ministerin die Arbeit der interdisziplinären Teams von Prof. Dr. Falko Sniehotta und Prof. Dr. Vera Araujó-Soares hautnah erleben. Ein besonderer Programmpunkt war der „Science Walk“, bei dem Forschende der Abteilungen ihre Projekte und Arbeit persönlich vorstellten.
Zum Abschluss des ersten Teils des Fachtags wurde die neue „Mobile Forschungseinheit“ präsentiert – ein Fahrzeug, das unter dem Motto „Wissenschaft auf Rädern“ flexibel für Forschung, Wissenschaftskommunikation und Beratung genutzt werden kann. Die Mobile Forschungseinheit ermöglicht es, die Menschen dort zu treffen, wo sie leben und arbeiten. So möchte das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Falko Sniehotta besonders Menschen treffen und für Forschung begeistern, die sonst seltener damit in Berührung kommen.
Kontakt
Dr. Birgit Kramer
Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Abteilung Public Health, Sozial und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg